Sonntag, 18. November 2012
philosophieren aus Langeweile
Was ich auf jeden Fall nicht sagen kann, ist, dass ich nicht viel verreisen würde.

Skifahren zum Beispiel ist wirklich fantastisch, es ist aufregend, gut für Körper und Seele und macht einen Riesenspaß.

Beim Reisen ist es mir nie wichtig, in besonders luxuriösen Hotels zu übernachten, ich mag es sogar lieber, wenn es etwas interessanter oder gemütlicher ist. Solange es sauber ist, bin ich in dieser Hinsicht leicht zufrieden zu stellen.

In Italien auf Sardinien habe ich zum Beispiel zwei Wochen im Zelt, das in einem Pinienwald stand, oder am Strand unter freiem Himmel geschlafen und ich fand es traumhaft.
In Norwegen, als ich mit der Kirche auf die Freizeit gefahren bin, sind wir in Gruppen von sechs Personen wandern gegangen ohne Toiletten (wir hatten nur eine bloße Rolle Klopapier, was ich eher nicht so prickelnd fand) und ohne Unterkunft für die Nacht, einfach nur in der freien Natur in den Bergen und wir haben keine andere Menschenseele dort getroffen. Wäre ich nicht unter dem Gewicht meines Rucksacks fast zusammengebrochen (das war wirklich beschissen), hätte ich auch das absolut himmlisch und perfekt gefunden.

Ich bin der Meinung, es kommt allein darauf an, mit wem man verreist.



Dadurch, dass ich verreisen liebe, bin ich auch schon oft lange Strecken mit dem Auto gefahren. Es ist wirklich stinklangweilig, stundenlang und missmutig im Auto sitzen zu müssen und gezwungen zu sein, die Zeit irgendwie totzuschlagen. Da hilft nicht einmal mehr die Vorfreude auf das Ziel.
Ich habe natürlich immer genug Zeitschriften zum lesen, meinen iPod und mein Handy (das funktioniert aber leider nicht im Ausland, aus finanziellen und aus WLAN-Gründen) mit dabei.
Aber wie viele sicher wissen, reicht das alles nicht aus. Irgendwann weiß man trotz allem nicht, was man mit der Zeit und sich anfangen soll.

Ich habe natürlich einige Methoden entwickelt.
Die folgende Methode beispielsweise funktioniert nur, wenn man auf der von sich aus richtigen Fahrseite sitzt. Es ist ganz einfach.
Man schaut aus dem Fenster und dann streckt man den Leuten in den Autos, an denen man vorbeifährt oder die an einem vorbeifahren, die Zunge heraus oder schneidet eine Grimasse.
Es ist wirklich zum auf dem Boden rollen vor Lachen, wenn sie einen in einer Mischung aus Erstaunen, Überraschung, Empörung und Verwirrung anschauen. Wenn man Glück hat, kann einer darüber lachen.
Man kann ihnen jedoch auch nett zuwinken. Manche mustern einen dann nur abfällig, aber es gibt auch welche, die grinsen und zurückwinken. Die sind dann echt voll entspannt und nehmen nicht alles so ernst.
Das macht wirklich Spaß, vor allem, weil man weiß, dass man diese Leute nie wiedersehen wird.
Es gibt zwar ein Sprichwort, das sagt, man sähe sich immer zweimal im Leben, aber das ignoriere ich jetzt mal ausnahmsweise.

Doch viel Auswahl bleibt einem eigentlich nicht, wenn man schlaff und träge im Auto sitzt und allmählich Rückenschmerzen bekommt. Meistens gibt es dann nur noch einen Ausweg, und zwar den, sich Ohrstöpsel ins Ohr zu stöpseln (hehehe) und bei guter Musik einfach aus dem Fenster zu starren und die an einem vorbeiziehende Landschaft zu beobachten.

Dabei sieht man - auch wenn man das nicht erwartet - wirklich einiges und man kommt ungestört zum Nachdenken.
Ich sehe immer vieles an mir vorbeiziehen.

Tiere wie zum Beispiel Hasen, Rehe und Vögel.
Vögel verkörpern für mich Freiheit und Unbeschwertheit, weshalb ich ihnen gerne beim Fliegen zuschaue. Es fasziniert mich einfach, dass vor allem Zugvögel den langen Weg in den Süden nach zum Beispiel Afrika in die Wärme fliegen können.

Die Natur ist allgemein sehr faszinierend, jedes Tier ist auf irgendeine Art besonders.
Ameisen können ihr eigenes Gewicht tragen. Gegen Ameisen kommt mir der Mensch so schwach vor (was eigentlich ein Widerspruch an sich, aber trotzdem wahr ist).

Was ist an dem menschen eigentlich besonders?
Er ist doch auch nur wie alles andere ein Geschöpf der Natur, ein kleiner Ast, der von einem riesigen Baum mit unzähligen anderen Ästen abzweigt. Und trotzdem nimmt er alles ein und verhält sich so, als würde er die meiste Macht besitzen und die Wurzeln vom Baum des Lebens verkörpern.
Das einzig besondere am Menschen ist sein Gehirn. Der Mensch ist dazu fähig, anstatt nach Instinkten, nach seinem Verstand zu handeln und sich immer weiterzuentwickeln. An ihm ist nichts geheimnisvolles, magisches oder zauberhaftes, das zu erforschen gilt. Denn er selbst ist der Erforscher und sich selbst hat er schon komplett erforscht. Seine beste Fähigkeit ist die der Kommunikation.

komm lass uns weglaufen. egal wohin, nur du und ich. alles vergessen, frei sein.

Es gibt aber noch andere Dinge zu sehen, wenn man aus dem Fenster des Autos schaut.
Man sieht weite grüne Wiesen, Wälder, Rapsfelder und ähnliches und man sieht Häuser und vereinzelt Dörfer.
Diese Häuser erinnern mich immer daran, dass ungefähr sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt leben und es werden Minute um Minute mehr.
Jeder Mensch auf dieser Erde lebt in seiner eigenen, kleinen Welt. Er hat Vorlieben, Ängste, Schwächen, Stärken und Menschen, die er liebt, die er bewundert, die ihm wichtig sind oder die er hasst.
Man begegnet unendlich vielen Menschen auf dieser Welt, aber man weiß gar nichts über sie. Man hat sein eigenes Leben, in das nicht so vieles hereinpasst, und versucht stets, seinen Horizont zu erweitern.
Man kann nie wissen, ob ein Seelenverwandter in der Mongolei wohnt, ob es jemanden gibt, der vielleicht gerade das gleiche Problem hat wie man selbst und man kann auch nicht wissen, ob sich der zukünftige Ehepartner zurzeit am andern Ende der Welt, in Kambodscha, in Alaska oder vielleicht sogar im gleichen Bus aufhält.

Die Welt ist bombastisch groß und trotzdem ist nicht genug Platz für alle. Und diese Dinge im Leben beeindrucken mich so sehr.
Man hat so viele Möglichkeiten. Jeder hat sie und wenn man ein Risiko eingeht, entstehen automatisch noch mehr Möglichkeiten!



Außerdem liegt neben der Autobahn auch immer irgendwelcher Krimskrams.
Alle Autos fahren an einem Schuh vorbei, ohne ihn zu bemerken oder zu beachten. Dabei hat ihn vielleicht jemand verloren, dem der Schuh viel bedeutet hat, weil an ihm Erinnerungen haften. Möglicherweise wünscht sich derjenige in dem Moment, in dem man ahnungslos an dem Schuh vorbeibraust, von ganzem Herzen, dass jemand ihm diesen Schuh wiederbringt oder dass er ihn wiederfindet.
Das heißt jetzt nicht, dass ich von irgendjemandem erwarte, anzuhalten und den Schuh mitzunehmen, in der Hoffnung, zufällig den ehemaligen Besitzer anzutreffen.

Oft liegen auch tote Tiere am Rand und immer wenn ich eins sehe, überkommen mich Hilflosigkeit und Traurigkeit, wie zerstörerisch der Mensch mit der Natur umgeht und wie einsam dieses mitleiderregende Tier gestorben ist.
Zerfetzt liegt es am Rande einer Autobahn. Keiner da, der um das Tier trauert oder dessen Tod bedauert. Wie allein und verlassen müsste es sich fühlen, wenn es noch am Leben wäre?
Ich bin überzeugt davon, dass Tiere auch Gefühle haben, obwohl sie keinen Verstand besitzen, nach dem sie handeln. Denn gerade deshalb müssen sie einfach Gefühle haben!

Jedes Tier und jeder Mensch hat es verdient geliebt zu werden.
Genauso ist es, wenn ich Bettler auf der Straße sitzen sehe, die obdachlos sind. Wo sind deren Familien? Hatte der Obdachlose nie Freunde, die ihm in so einer Situation geholfen oder ihn unterstützt hätten?Keine Eltern, Großeltern, Tanten, Cousins, Geschwister, die sich eventuell sogen um ihn machten? Diese Fragen stelle ich mir jedes Mal. Und sie werden wohl für immer unbeantwortet bleiben.
Wie einsam, allein und ungeliebt sich der arme Kerl doch fühlen muss (okay, manche sind selber Schuld, dass sie arbeitslos sind). Doch sind die Menschen wirklich so egoistisch und herzlos?

Andererseits wird man auch nur geliebt, wenn man ein liebender Mensch ist. Wahre Liebe, egal ob familiär, freundschaftlich oder richtig, muss gezeigt werden und dann ruht sie immer auf Gegenseitigkeit und kommt stets zu dir zurück, leider manchmal von einer anderen Person, als man gehofft hat.



Manchen Leuten kommt aber auch zu viel und manchen zu wenig Liebe entgegen. Und das ist ungerecht, weil es meist aus oberflächlichen Gründen wie wie zum Beispiel dem Aussehen oder dem gesellschaftlichen Status passiert. Liebe ist auch eine Art der Anerkennung. Wenn man weiß, dass man geliebt wird, kriegt das eigene Selbstbewusstsein einen Schub.
Auf diese Weise und oft auch durch Geld entsteht Beliebtheit.

Männer wollen immer das große Geld und Frauen wollen immer die große Liebe. Das ist ein Sprichwort und ich bin mir nicht sicher, ob es der Wahrheit entspricht. Ja, klar, meistens ist das schon so, Männer werden von Frauen auch manchmal nach dem Inhalt ihres Kontos ausgesucht (was eigentlich nicht so lustig ist, wobei ich mir aber trotzdem ein spöttisches Grinsen verkneifen muss).
Aber ich glaube, am Ende laufen die Bedürfnisse eines jeden Menschen immer aus gleiche hinaus, egal ob männlich oder weiblich.

Das einzig wichtige im Leben sind Gesundheit und Freude.
Und dieser Satz ist doch mal ein schöner Abschluss für dieses Wochenende.

*L*Claire

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